Die Christenserinnen zu Aachen

Die Ordensgemeinschaft (früher: Genossenschaft) der Christenserinnen zu Aachen wurde im Jahre 1299 erstmalig urkundlich erwähnt. 1334 nutzen die „Schwestern, die zu Aachen auf dem Graben wohnen“ ein Haus am „Harduinstor“ in Aachen, vermutlich in Nähe des heutigen Hartmannstor im Bereich Hartmannstraße, Friedrich-Wilhelm-Platz und Kapuzinergraben. Hier lebten die Schwestern bis zum Jahre 1899, als sie aus städtebaulichen Gründen das dortige Kloster aufgeben mussten. Das Kloster wurde dann auf eine freie Residenz der Jesuiten in die Aureliusstraße Nr. 18/20 verlegt. 1974 erfolgte der Umzug der Schwestern in das neu errichtete Mutterhaus im Rainweg 36 in Stolberg-Venwegen.

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„Vor allem liebet Gott, sodann den Nächsten“

Der Name des Ordens entwickelte sich von den armen Schwestern, den Zellitinnen, weil sie gesondert lebten, Kistencien von Castitas, weil sie jungfräulich lebten. Um etwa 1500 entstand der Name „Christenserinnen“. Zuvor, etwa im Jahre 1412 schlossen die Schwestern sich der Augustinerregel an. Sie traten damit in die Reihe religiöser Genossenschaften ein. Sie nannten ihr Haus in Aachen Bethanien, in Würdigung des Werkes der biblischen Martha und Maria von Bethanien.

Papst Sixtus erteilte den Schwestern 1472 die Erlaubnis, an ihrem Hause eine Kirche oder Kapelle mit einem bescheidenen Turm und einer kleinen Glocke sowie einem Friedhof zu errichten. Um diese Zeit findet erstmals ein Name der Priorin Erwähnung: Druitgen van Syntzich.

Die zurückgezogen lebenden Schwestern haben die Wirren der Jahrhunderte gottesfürchtig ertragen. 12 Jahre nach dem großen Stadtbrand in Aachen 1656 errichteten sie trotz Mittellosigkeit ihr Haus wieder neu. Sie blieben stets der Pflege und Versorgung Bedürftiger treu und ihre Wohltaten fanden bei den Bürger und Priestern weit über die Stadtgrenzen Aachens hinaus höchste Anerkennung.

Nach Einbruch der Franzosen im 18. Jahrhundert drohte jedoch der Untergang. Klöster wurden geschlossen und in Ställe oder Lagerräume umgewandelt oder niedergerissen. Durch Leumund der Bevölkerung konnte für die Christenserinnen schlimmstes abgewandt werden. Das Klosterleben wurde zwar mit drückenden Abgaben und Lasten an die Stadt versehen, fand aber seinen Fortbestand.

Die in der Folge entstehenden mitunter kleinlichen Bestimmungen der preußischen Verwaltung hinderten eine bessere Entwicklung der Ordensgemeinschaft. Der Krieg 1870/71 sah eine Reihe Schwestern auf den Kriegsschauplätzen, nach Rückkehr der Schwestern erstreckte sich der Wirkungskreis nicht nur auf Aachen: Die erste Filiale in Geilenkirchen am St. Elisabeth Krankenhaus entstand.

1886 errichteten die Schwestern ein Pflegeheim in Linnich, welches kurze Zeit später in ein Krankenhaus, das heutige St.-Josef-Krankenhaus umgewidmet wurde.

Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte sich der Orden zu einer beachtlichen Größe mit weltweit 14 Niederlassungen, unter anderem in den Niederlanden und den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Zahl der Schwestern stieg auf über 200 an, Krankenhäuser, Pflegeheime, Kindergärten sowie Näh- und Krankenpflegeschulen wurden betrieben.

Im 2. Weltkrieg 1993-1945 wurden das Mutterhaus sowie fast alle Filialen zerstört. Aufgrund des einsetzenden Schwesternmangels mussten im Laufe der Jahre mehr und mehr Filialen aufgegeben werden.

1974 verließen die Schwestern ihr Mutterhaus in der Aureliusstrasse in Aachen, seither befindet sich das Mutterhaus im Rainweg 36 in Stolberg-Venwegen.

In Tradition der Ordensgemeinschaft der Christenserinnen stehen heute die Stolberger Pflegeeinrichtungen „Haus Maria im Venn“ sowie das „Heim des Guten Samaritan“, der Kindergarten am Haus Maria im Venn sowie das St. Elisabeth Krankenhaus in Geilenkirchen. Zur Generaloberin bestellt ist seit 1994 Schwester M. Wendeline, die zugleich als Generalbevollmächtigte der Christenserinnen-Stiftung vorsitzt.